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Antagonismen und spektakuläre Szenerie

Die Anfahrt nach Mirabib lässt uns immer wieder staunend am Straßenrand stehen und die Landschaft ablichten. Pässe und Canyons wechseln sich ab, Berge und Dünen säumen die Strasse.

 

Und dann geht es ab von der Bundesstraße (C-Straßen sind Bundesstraßen) auf eine Piste (die in weit besserem Zustand ist als die Bundesstraße). Wir sind völlig allein, und fahren auf einen sehr großen Steinhaufen in der Namib zu. Hier sind wir nun. Ganz allein. Das ist Abenteuer pur! Plötzlich sind wir allerdings nicht mehr allein. Ein Wüstenfuchs schaut vorbei, auf der Suche nach Essenresten von den Campern. Wer gelesen hat, wie sehr uns die Maus erschreckt hat, kann sich vorstellen, wie wir beim Anblick des Fuchses reagierten. Schnell schließen wir zumindest mal alle Türen unseres Autos, und nehmen auch den Müll ins Auto rein. Der Fuchs stellt sich als ziemlich süßer Artgenosse heraus. Er ist nicht aggressiv, eher neugierig, und drückt sich min eine halbe Stunde um unsere Auto und uns rum. Sicher kommt er später nochmal zurück. Und um dem Sprichwort Genüge zu tun hoppelt plötzlich ein Hase vor Ute`s Linse herum. Also: das Setting einmalig und einsam - und das führt mich zur Überschrift des Kapitels: ich empfinde so oft einen völligen Widerspruch: ich möchte Abenteuer erleben, meine Abenteuerlust stillen. Und wenn es dann soweit ist (z.B. ganz allein sein auf dem Campingplatz, und, selbstredend, kein Handyempfang) hab ich erstmal halb die Hose voll. Nur um die Dinge dann dennoch zu tun. Was aber mit einer nicht unerheblichen inneren Spannung verbunden ist. Ich bewundere Ute - die ist in diesen Situationen völlig entspannt. Und morgen bin ich es sicherlich auch, wenn ich aufwache und feststelle, dass ich nicht von Aliens entführt wurde oder ähnliches.

 

Es ist jetzt 20:51 am Abend, und wir sind grad im Kapitel: Sternenfotografie, die 3.

Deutliche Fortschritte sind schon in der Vorbereitung erkennbar: Ute ist auf Location scouting und macht von jedem in Erwägung Ziehharmonika Standort ein Testshot. Erst danach wird entschieden, von wo aus final der Himmel auf ehemals Zelluloid, heute Speicherkarte, abgelichtet werden soll. Das Setting wird weiter optimiert: Felsen als leichte Lichtquelle, wobei ich mit meiner Stirnlampe als Fels-Beleuchter N°1 herhalte. Die Einstellungen aus Session Nr. 2 werden weitestgehend beibehalten, jetzt geht es zusätzlich um Weißabgleich und die Möglichkeit, im Tele „unendlich“ einzustellen (oder eben nicht, weil unser Objektiv das nicht hergibt). Während Ute einen Shot nach dem anderen produziert, dehne ich mich im Dunklen mit Stirnlampe mal seitlich, mal hinten, je nachdem in welcher Pose ich jeweils zum zu beleuchtenden Fels stehe oder liege. Gegen 22 Uhr ist die Session zu Ende, und wir geniessen die restliche Zeit vor Aufgang des Mondes, um in den Himmel zu starren und die Bilder zu bewundern. 

 

Zunächst kann ich kurz nicht einschlafen, da mir zuviele Szenarien durch den Kopf gehen, wie uns in dieser Abgeschiedenheit Räuber ausrauben und töten könnten. Z.B: haben wir die Aussenküche nicht abgeschlossen. Was also, wenn jemand mit dem harmlosen Gedanken, uns auszurauben, die Messer entdeckt und uns in einer Art Spontanblutrausch niedermetzelt? Ich überlege noch, Ute das zu erzählen und aufzustehen, um die Aussenküche abzuschließen, aber das erscheint mir dann doch zu lächerlich und ich will von Ute nicht hören, dass ich einen an der Waffel habe. Da ich selten lange wach liege, haben sich diese Gedanken auch schnell erledigt, und ich schlafe friedlichst. Kein einziges Geräusch stört in der Nacht, einzig meine übervolle Blase lässt mich dreimal erwachen.

Am nächsten Morgen  stellt sich heraus, dass Ute deutlich länger wach lag als ich. Und zwar, weil sie sich ausgemalt hat, wie wir ausgeraubt und umgebracht werden in der Nacht. In ihrer Version wurden wir erschlagen. Mannometer, denken wir uns, das gibt`s ja kaum.

 

Wir verbringen einen unglaublich entspannten Vormittag auf unserm Naturcampingplatz. Beobachten 2 größere Vögel, die wiederum uns beobachten. Da Wiedermal ein Ei der Offroad-Piste nicht stand gehalten hat, ebenso wie eine Tomate, bekommt das Vogelpärchen von uns ein Deluxe-Frühstück spendiert. Wir nutzen zudem die Zeit und den Schatten, den uns der Fels spendet, um unser Auto mal gründlich auszuräumen und zu entsanden. Am frühen Nachmittag machen wir uns schliesslich auf den Weg nach Swakopmund, nicht ohne jedoch bei der Forschungsstation Goabeb einen kleinen Stop einzulegen. Es ist faszinierend, wie abgelegen Forscher forschen können. So mitten im Nichts.

 

 

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