De Haan & die Küste

Sonia

Traumwetter, Traumstrecke, Schöne Träume...
Ja - das Leben kann schön sein. Sehr schön sogar, denn das Wetter meint es auf unser Küsten- Entdeckungstour mehr als gut mit uns. Waren am Vorabend noch Regen und Eiseskälte prognostiziert, scheint auf unserer Fahrt durchweg die Sonne, und nur der Wind und die Tatsache, dass wir verweichlichte Großstädterinnen sind, zeichnen dafür verantwortlich, dass wir noch immer ein wenig frieren.


Die erlebte Szenerie lässt uns diesen Umstand jedoch die meiste Zeit über glatt vergessen: im Naturpark im Norden von Knokke-Heist lassen wir den Blick über die Dünen und das Meer schweifen, und wie gemalt galoppieren Pferde mitsamt Reitern vor uns am Meer entlang. Sie begleiten uns auch durch die Dünen, vorbei an beeindruckenden Villen betuchter Ferienhausbesitzer. Auf all den Kilometern, die wir an Sandstränden entlang in Richtung von De Haan abspulen, können wir uns gut vorstellen, wie man im Sommer die Seele in einer der unzähligen Strandbars baumeln lassen kann.

 

Da wir nur diesen einen Tag an der Küste sind, wollen wir unbedingt zu Mittag endlich die Garnelen-Kroketten probieren, von denen in jedem Flandern - Prospekt zu lesen ist. Mein Vertrauen in frittierte Bällchen mit irgendetwas drin ist seit einem Holland-Aufenthalt vor einigen Jahren tief erschüttert, aber einmal mehr bewahrheitet sich, dass die Flamen mit den Holländern die Lebensfreude und Offenheit teilen, zum Glück aber nicht die Küche. Kurzum, die Kroketten sind köstlich. Wie auch alle weiteren Gänge unseres Lunch. Gelernt haben wir in den vergangenen Tagen, dass man nämlich bei einer Essensbestellung immer auch ein Hors d'Oeuvre bekommt sowie Brot mit Butter. Und dass es eigentlich auch undenkbar ist, ohne Dessert die Mahlzeit zu beenden. Dafür kostet ein Gericht ein wenig mehr als bei uns, aber das kulinarische Erlebnis ist in Summe prima.

Wir passieren schliesslich Zeebrügge, bekannt für seinen riesigen Hafen. Hier werden u.a. die für den Export bestimmten Fahrzeuge der gesamten europäischen Autoindustrie nach Amerika verladen. Für uns sind v.a. die riesigen Verladekräne beeindruckend. Wirken die Container auf den Schiffen, die den Rhein runterschippern richtig groß, so sehen dieselben Container in den Fängen der riesigen Kräne hier aus wie Playmobil-Spielsteinchen.

Doch weiter geht's, die Küste entlang, und die Szenerie ändert sich vom Industrieambiente über Dünenlandschaften zur pittoresken Silhouette De Haans, unserem heutigen Tagesziel. Knappe 50 km sind wir geradelt, die Küste und Dünen entlang. Auf Radwegen, die so geschmeidig, breit und überwiegend ruckelfrei asphaltiert sind, dass wir am liebsten die Wiener Städevertreter hier auf Anschauungsunterricht schicken würden.

Idyllischer kann man an Flanderns Küste nicht logieren. De Haan sieht aus wie ein Ort für romantische Hollywood-Filme: das Stadtbild perfekt, die Villen perfekt, der Strand perfekt...die Belle Epoque lebt! Wir haben Glück - wieder einmal ist auch unsere Übernachtung perfekt. Eine gemütlichere, liebevollere Bleibe als das L'Apostrophe hätten wir uns in De Haan nicht wünschen können. Deshalb geniessen wir nun auch schon seit dem frühen Abend den Ausklang des Tages auf unserer Terrasse - in einer angenehmen Stille, denn De Haan ist eher ruhig und beschaulich und alles andere als eine Touri-Partystadt.

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