Zuerst in Kürze die Fakten, danach die Details: wir sind derzeit in Shianoukville, Kambodscha, schon wieder am Strand, und, wie die Plakate es hier verkünden: “the best bay in the world”.
Dazwischen lagen 4 Radeltage, ein Grenzübertritt, skurrile Nächte in der Pampa und eine nicht unerhebliche Menge an Anstiegen und Abfahrten…..
Aber der Reihe nach: zunächst feierten wir mit Pete und Dom Sylvester am Strand. Dann noch 1 Tag Entspannung, und es ging schon wieder weiter.
Unser Radtripp weg von Koh Chang liess sich ganz gut an – da wir den Taximafiapreis von rd. 20€ fuer eine 20 km Inselfahrt nicht zahlen wollten, beschlossen wir, doch wieder mit dem Rad zur Fähre
zurück zu radeln und das Geld lieber am Abend in eine erstklassiges Essen zu investieren.
Bis km 60 kamen wir bestens voran, dann machte es mal wieer “pffffffffff” und Utzis Hinterreifen war platt wie eine Flunder. Macht nix, können wir ja in 8 min, wechseln, gell? gesagt, getan, losgefahren und nach 30 Sekunden machte es wieder “pffffffffffff”………..das war blöd, denn nun gingen uns langsam die Schläuche aus und es war ja auch ein ungutes Gefühl! Nicht weit entfernt war eine Autowerkstatt – die konnten uns zwar nicht helfen, aber wenigstens gab es ein hydraulischen Aufpumpschlauch und ein Wasserbecken, so dass wir in unserem Schlauchreservoir wühlen konnten und gucken, was das Material so hergibt. Nicht viel, mussten wir feststellen: ein Schlauch mit defektem Ventil, 2 mit Löchern, und zum Glück einen, der noch was hielt. Grund genug für uns, in die Stadt Trat, die wir kurz vorher passiert hatten zurück zu radeln und neue Schläuche zu besorgen. Mit 4 neuen im Gepäck und zusätzlich ein paar Ersatzspeichen ging es weiter...
..immer am Meer entlang, in Richtung eines Küstenstreifens, an dem angeblich eine ganze Menge Resorts liegen sollten. Dummerweise waren da zunächst nur zwei ziemlich teure, und wir schon ziemlich
muede und die Uhrzeit schon ziemlich spät. Wir hofften also, dass der Hinweis auf das bezahlbare Mangrood-Resort was taugen würde. Auf dem Weg dorthin, durch Dorf durch, nur passierbar auf
schmalen Wasserstegen stellten wir uns ob der Szenerie auf eine ” Notnacht” ein, d.h. ein Platz, an dem wir üblicherweise möglichst nix berühren, nix auspacken, und auch möglichst wenig trinken,
damit man nicht so oft aufs Klo muss….dann aber die Überraschung: hinter dem Einfahrtstor eine Oase der Ruhe, mit traumhaftem Blumenmeer, Pool, Sauna, wunderschönen Bungalows und einem total
lustigen Chef und Chefkoch zugleich. So phantastisch, dass wir gleich beschlossen, hier einen Extratag zu bleiben.
Die folgende Etappe führte uns über die Grenze – und zwar am bekanntermassen korruptesten Grenzübergang Kambodschas, wo für das Visum, das normalerweise 20$+5$ Bearbeitungsgebühr bis zu 40€!
kassiert werden. Aber zum Glück waren wir vorbeitet, scherzten mit den Grenzern in unserem besten Khmer und kamen mit 25$ davon!
Der Rest war etwas weniger unbeschwert: wie wir aus dem Namen der Gegend- Cardammon Mountains- hätten schliessen können, war es ziemlich bergig, und das war bei der Hitze sehr sehr
mühsam….und übernachtungstechnisch näherten wir uns einer Notnacht. In einem kleinen Dorf, bei einem ziemlich unsympathischen Schweizer, der ein paar Räume vermietet, ansonsten aber
Grundstücksspekulation im Nationalparkgebiet betreibt ohne Rücksicht auf die Natur, und nebenbei noch junge Frauen schwängert…aber man muss sagen, wir haben bei unserem Gespräch mit ihm ein Menge
über Grundstücksentwicklung gelernt und unsere Abneigung gegenüber älteren Herren gefestigt, die allein nach Asien reisen oder dort leben und damit bestimmte Zwecke verfolgen.
Auch auf unserer nächsten Etappe lernten wir allerlei dazu: wir trafen auf das Büro einer NGO-Organisation, und bis dato hatten wir gehörig Respekt für die NGOler. Den haben wir immer noch,
aber wir haben nun ein wenig besser verstanden, dass man etwas genauer nachfragen sollte, wenn sich jemand als NGO-Worker bezeichnet: man ist nämlich schon ein NGO-Worker, wenn man 2-3 Tage
irgendwo aushilft, ein bisschen Englisch lehrt oder einen Brunnen gräbt. Dafür bekommt man kostenlose Unterkunft und Essen, und – im Falle der etwa 20jährigen, die uns ihr Engagement erzählten-
definitiv auch noch einen kostenlosen Heiligenschein dazu….
Die Nacht verbrachten wir in einem Stelzenhaus, das so naturverbunden war, dass wir beschlossen, gemeinsam in einem Bett auf 1 m Raum zu schlafen und dafür das Moskitonetz über uns zu werfen. Wir müssen allerdings eingestehen, dass sehr wenige Viecher tatsächlich da waren und unsere Sorge überaus übertrieben. Naja, wir sind tatsächlich beide nicht oder nicht mehr wirklich Dschungel-tauglich….
Nun in Sihanoukville, einem der touristischsten Gebiete Kambodschas, gibt es wieder eine breite Auswahl an Essen und Aktivitäten. Das Tauchen jedoch, auf das wir uns hauptsächlich freuten, muss leider ausfallen. Zum einen, weil auf Nachfrage der Tauchspot deutlich weniger attraktiv zu sein scheint als Koh Chang, und zum anderen, weil Suzzy mit Erkältung teil ausgeschaltet ist. Da bleibt also nur am Strand liegen und lesen als Aktivität über. Sihanoukville selbst ist furchtbar. Versifft und verdreckt, und bei der Eigenwerbung als weltbeste Bay drängt sich der Verdacht auf, die Erfinder dieses Werbespruchs sind entweder Amis, bei denen eh immer alles weltbest ist, oder Werber, die noch nie die anderen Bays dieser Welt besucht haben. In der Tat ist der Strand super, aber es zählt für uns eben auch, ob man in den Strassen dahinter über Müllberge waten muss oder nicht…..Das ist etwas, was uns eh umtreibt: das Müllproblem in Asien. Immer wieder Thema für Diskussionen und Überlegungen….
Morgen gehts weiter nach Kampot, wo der Pfeffer wächst und wir wieder ein paar Tage ausspannen wollen. Wir verspüren nunmehr zunehmende Reisemüdigkeit und freuen uns in der Tat nun schon wieder sehr auf Zuhause: auf unsere Familien und unsere Freunde; auf eine saubere, ruhige, gemütliche und gepflegte Wohnung; darauf, nicht mehr ständig die Packtaschen ein- und auszuräumen; auf schöne Abende mit Freunden, aufs Skifahren und vieles mehr.
Die Reise ist phantastisch, aber sie zeigt uns eben auch, welch Lebensqualität wir zuhause haben und was uns dort wichtig ist und fehlt. Es hilft, dies alles wieder mehr und intensiv zu schätzen. So nehmen wir uns fest vor, einige wunderbare Dinge, die uns diese Reise gelehrt hat, mit nach Hause zu nehmen und uns so weit als möglich zu bewahren: die Gelassenheit, Dinge anzugehen und sich Neuem, Unbekannten auszusetzen; die Energie und das Bewusstsein, Dinge selbst zu reparieren; die Erkenntnis, sich nicht jeden Tag um die eigene (finanzielle) Zukunft Sorgen machen zu müssen…undundund. Vieles kann einfach auch ein bisschen anders angepackt werden. Und die intensivierte körperliche Aktivität, die uns zu einem neuen Lebensgefühl verholfen hat und uns jeden Tag glücklich macht. Wow, ein wenig eiweni heute, gell?
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